Zur Theologie des ptolemäerzeitlichen Hathor-Tempels von Deir el-Medina gibt es seit den frühesten Tagen der Ägyptologie unterschiedliche und einander widersprechende Theorien. Sie betreffen folgende Fragen: Wem sind die Räumlichkeiten des Tempels geweiht? Welche Kulte fanden dort statt? Wie lassen sich die für einen Tempel teils ungewöhnlichen Darstellungen erklären?

Die Suche nach Antworten auf diese Fragen wird durch den relativ guten Erhaltungszustand des Tempels und durch den überschaubaren Umfang seiner Texte und Darstellungen begünstigt, so dass seine Wanddekoration in Vollständigkeit und Gesamtheit studiert werden kann.

Dieses Werk befasst sich mit dem Bauwerk selbst innerhalb seines Umfeldes, mit der systematischen Analyse der Wanddekoration seiner Räumlichkeiten, mit der Rolle aller im Tempel auftretenden Gottheiten und mit der dort vertretenen Theologie bezüglich ihrer Schwerpunkte und der Einbindung des Tempels in die thebanische Kultlandschaft.

Das Ergebnis ist einigermaßen überraschend, denn der Tempel der Hathor erwies sich als Grabkapelle für Osiris, in der Hathor der Isis gleichgesetzt ist, die dort eine Opferstätte für den Ba des Osiris unterhält.